Das Haus der Suhners schmiegt sich an einen sanften Hang im St. Gallischen Gommiswald. Regen überzieht die noch grünen Matten. Das herbstliche Gewand hat sich über das weite Tal gelegt. Inmitten dieser Szenerie taucht das terracottafarbene Haus der Suhners auf, und die Sonne scheint urplötzlich. Vater Thomas Suhner öffnet die Tür mit einem «herzlich Willkommen». Im Wohnzimmer wippt Élouan vergnügt in einer Stehwippe und strahlt. Er ist der Jüngste der Suhner-Familie und gerade mal 5 Monate alt. Die Suhners sind eine grosse Familie. Die ältesten beiden Kinder sind bereits flügge und zum Studieren näher nach Zürich gezogen. Der Mittlere im Bunde ist Gaël, welcher mit einer Behinderung lebt.
Der komplizierte Name seines Gebrechens, welchen man kaum über die Lippen bringt, nennt sich «Ulnar longitudinale mit Oligosyndaktylie und radiohumeraler Synostose rechts». Gaël bleibt pragmatisch und sagt: «Wer hat sich diesen Mist ausgedacht. Ich habe einen halben Arm mit nur drei Fingern dran.» Gelächter ertönt im gemütlichen Esszimmer, auch wenn vier Operationen nötig waren, um den Arm in die richtige Stellung zu bringen und die Finger zu trennen. Gaël ist eine Sportskanone. Obwohl sein Gleichgewichtsvermögen eingeschränkt ist, fährt er als Kaderathlet im Nationalteam Parasnowboard von PluSport. Snowboard ist seine Lieblingssportart, aber er spielt auch leidenschaftlich gern und gut Tischtennis und Volleyball, er schwimmt, und sang bis zu seinem Stimmbruch zwei Jahre bei den Zürcher Sängerknaben.
Gaël spricht nur über seine Behinderung, wenn er danach gefragt wird. Er macht kein Aufheben darum. Doch auch wenn er alles gut meistert, gibt es alltägliche Herausforderungen wie Schuhe binden, Hosenknöpfe zumachen, Jacke anziehen, Reissverschlüsse schliessen und natürlich Snowboard-Schuhe anziehen. Das ist anstrengend, weil es viel mehr Zeit beansprucht als ohne Einschränkung. Dafür haben längst nicht alle Geduld.
Gaël trainiert neben den Fördertrainings von PluSport wöchentlich viermal in verschiedenen Regelsportvereinen. «Das ist ein grosser Unterschied», erklärt Thomas Suhner, «Bei PluSport herrscht eine andere Stimmung. Es gibt weniger Konkurrenzkampf, dafür mehr Freundschaft. Die Trainer haben mehr Verständnis und kennen die Herausforderungen der Parasportler: Sie sind langsamer und brauchen mehr persönliche Betreuung.» Silvan Hofer, Nationaltrainer Parasnowboard Team, ergänzt: «Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Athleten mit seiner persönlichen Voraussetzung zu unterstützen und weiterzubringen. Dafür braucht es adaptierte Trainings und eine gute mentale Unterstützung.»
«Auch wenn er gerne inklusiv trainiert, ist er unter Gleichgesinnten gelöster», sind sich die Eltern einig. «Die Fördertrainings von PluSport stärken sein Selbstwertgefühl, was sich positiv auf seinen Alltag auswirkt. Deshalb sind wir froh, dass es neben den wichtigen regulären Sportangeboten auch einen Verband wie PluSport gibt, welcher mit den spezifischen Bedürfnissen von Gaël kompetent umgeht.»