Als Yannik Schenk 2009 zur Welt kommt, ist die Freude gross. Doch sofort merkte man, dass da etwas fehlt. Das linke Bein ist viel zu klein. Im Röntgenbild stellt man dann fest, dass der Oberschenkelknochen praktisch nicht vorhanden ist.
Als Einjähriger bekommt Yannik seine erste Beinprothese. Ein paar Monate später wagt er seine ersten Schritte. Die Orthoprothese muss seinem Wachstum entsprechend regelmässig angepasst werden. Etwa alle 14 Monate erhält er eine neue Gehhilfe – eine Prozedur, die bei ihm zwiespältige Gefühle auslöst: «Einerseits mag ich das nicht besonders, da es immer einen Gipsabdruck braucht, um das Bein damit ausmessen zu können. Aus Holz, Karbon und Metall wird dann die neue Prothese zusammengesetzt und angepasst. Andererseits muss es halt einfach sein, damit ich mich über die neue Prothese dann auch freuen kann.»
Mittlerweile ist Yannik elf Jahre alt – und seine grosse Leidenschaft ist neben Schlagzeug spielen auch Fussball. «Ich liebe Fussball ! Ich spiele es fast jeden Tag: zu Hause mit meinem Vater, meiner Schwester oder meinen Kollegen.» Yannik will unbedingt Fussball spielen, kann aber nicht in einem «normalen » Fussballverein ins Training. Seine Eltern hören sich um, werden auf die Fussball-Gruppe von PluSport aufmerksam und begleiten ihren Sohn ins Training. Bereits nach dem ersten Mal ist es um Yannik geschehen: «Im Training mit der PluSport-Gruppe vergesse ich mein Handicap», schwärmt der Fan des FC Basel. Yannik spielt in der Trainingsgruppe von Luigi Ponte am liebsten als rechter Flügel: «Fussball ist meine Ablenkung vom Alltag. Ich kann mich auspowern, habe Erfolgserlebnisse, kann mit Kollegen zusammen sein und beweise mir jedes Mal wieder, dass ich trotz meines Handicaps sehr viel schaffen kann.»
Yannik lebt mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester Rahel in Endingen AG. Er mag dasselbe, was andere Kinder auch mögen: Bewegung, Computerspiele, Fussball und Unihockey. Trotzdem ist da dieses Handicap. Yannik hat gelernt, damit umzugehen, aber der Alltag ist trotzdem nicht immer einfach für den jungen Aargauer. «Manchmal ist es frustrierend, dass mir nicht alles so einfach gelingt wie den anderen», gibt Yannik zu. Seine Mutter Sandra Schenk fügt hinzu: «In seinem Freundeskreis geniesst Yannik ein hohes Ansehen. Er ist überall dabei und seine Freunde sind jeweils erstaunt, wenn er einmal etwas nicht kann.»
Ausser beim Duschen und Schlafen legt Yannik seine Prothese nie ab. «Ich will nicht mit Krücken herumlaufen », empört sich Yannik, «damit ist man zu langsam. Ich will schnell sein!» Seine Mutter findet das völlig normal: «Yannik ist sehr ehrgeizig und will unabhängig sein.» Diese Unabhängigkeit drückt sich in vielen Dingen aus. So braucht Yannik beispielsweise seit den Sommerferien im Turnunterricht keine Assistenzperson mehr. Er hat mit der Jugendriege schon Grümpelturniere bestritten und am Eidgenössischen Turnfest 2019 in Aarau teilgenommen. Was würde er sonst noch gerne ausprobieren? «Ich würde gerne klettern», sagt er, «das ist ein Traum von mir.» Sagt’s und rennt schon wieder nach draussen, um Fussball zu spielen.