Heller Parkettboden, Discokugeln, Kristallleuchter, ein professionelles Mischpult – und mittendrin eine muntere Gruppe von acht Frauen und drei Männern im Alter von 21 bis 36 Jahren. Die meisten von ihnen sind seit neun Jahren bei Claudia Romano, Projektleiterin bei PluSport, und ihrem Tanz-Projekt dabei.
Eine von ihnen ist Stephanie. Die 34-Jährige aus Aarau hat Epilepsie. Sie erinnert sich an die Anfänge: «Ich habe die Showgruppe an einem ihrer Auftritte in Bern gesehen und dachte mir: ‹Das will ich auch!›» Gesagt, getan – seither tanzt Stephanie mit grosser Leidenschaft bei «Dance4all» mit. Einmal pro Woche findet das Training in der Tanzfabrik im aargauischen Niederlenz statt. Für Stephanie ist Tanzen nicht nur ein Hobby, es umfasst noch so viel mehr.
«Dank des Tanzens kann ich meine Krankheit ausblenden», sagt die junge Frau. Die regelmässigen Trainings jede Woche sind für Stephanie ein wichtiger Ausgleich zu ihrer Arbeit im Gastgewerbe. Was Stephanie besonders freut, sind die Freundschaften, die sich unter den Teilnehmenden entwickelt haben. Früher war sie oft alleine. Die Krankheit und die damit verbundenen Einschränkungen haben sich auf ihr Sozialleben ausgewirkt. Mit dem Angebot von PluSport erfährt sie Freude an der Bewegung und für einen Schwatz hat es nach dem Kurs immer auch Platz. Die Rhythmen vereinen.
Nach dem Aufwärmen hallt die Filmmusik von «Sister Act» durch den Raum. Die meisten Tänzerinnen und Tänzer wissen genau, wo sie sich hinstellen müssen. Die komplette Choreografie ist einstudiert. Bei einem Auftritt von «Dance- 4all» ist Projektleiterin Claudia Romano aber immer in Sichtweite und begleitet die ganze Show mit geeigneten Hilfestellungen. Drei Assistenten sorgen mit den geübteren Tänzerinnen und Tänzern dafür, dass die Schwächeren in der Gruppe unterstützt werden – und nicht vor lauter Enthusiasmus in alle Bühnenrichtungen davonlaufen.
Die Gruppe präsentiert ihr Können auch der breiten Öffentlichkeit. «Dance4all» tritt bis zu sechs Mal im Jahr auf. Dazu gehören auch grössere Anlässe wie das Eidgenössische Turnfest, der PluSport-Tag in Magglingen oder die Swiss Handicap-Messe in Luzern.
Solche Auftritte sind Aliko, einem der wenigen männlichen Mitglieder der Gruppe, besonders wichtig. «Ich verpasse keinen einzigen», sagt der 36-Jährige stolz, «notfalls nehme ich auch frei, um bei einem Auftritt dabei sein zu können.» Der Produktionslogistiker aus Wettingen trat der Gruppe vor fünf Jahren bei. «Ich suchte eine Freizeitaktivität und bin auf das Anmeldeformular für die Showgruppe gestossen», sagt Aliko. Das Tanzen sei ihm schon immer wichtig gewesen: «Wenn ich nicht tanzen kann, geht es mir psychisch weniger gut», räumt er ein. Aliko, der bereits mit 12 Jahren Salsa getanzt hat, kann auf diese Weise die Alltagssorgen für einen Moment hinter sich lassen.
PluSport ist es ein grosses Anliegen, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass Tanzen keine Grenzen kennt. «Dance4all» baut Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung ab und ermöglicht sportliche Aktivitäten, Freundschaften und sorgt für gegenseitige Anerkennung.