Tête-à-tête

Adrian Ehrbar im Gespräch

Der gebürtige Appenzeller ist seit 2019 Direktor von St. Moritz Tourismus. Als Nachfolger von Martin Berthod führt er die Verbindung zum Behindertensport weiter.

 

«Wir wollen in den nächsten Jahren einen Meilenstein im Behindertensport setzen.»

Was bedeutet es, St. Moritz Tourismus zu leiten?
Für mich ist St. Moritz ganz einfach gesagt eine Herzensangelegenheit. Ich kam während über 40 Jahren immer wieder als Gast nach St. Moritz und habe dann mit dem Einstieg als Direktor von St. Moritz Tourismus, den Wandel vom Touristen zum Einheimischen gemacht. Auch bin ich familiär stark mit St. Moritz verbunden.

Ich bin sehr stolz, für eine so grosse Traditionsmarke arbeiten zu dürfen. Eine Marke, die weltbekannt und unglaublich vielfältig ist. St. Moritz ist eine einzigartige Plattform für Sport, Kunst & Kultur oder Lifestyle. Auch der lokale und globale Kontrast fasziniert mich. St. Moritz, das dürfen wir nicht vergessen, ist aber nicht nur ein Ort, sondern auch eine geschützte Marke, die viele verschiedene Anspruchsgruppen hat. Das Spannungsfeld ist breit und interessant. Ich bin stolz und happy, diesen Job hier ausführen zu dürfen.

Worauf setzen Sie den Fokus in Ihrer Tätigkeit?
Wir bespielen in St. Moritz eine Weltbühne und haben so unglaublich viele Möglichkeiten. Denken Sie an unsere Natur mit den Seen, der Landschaft, den Bergen und dem Licht. Sie ist ein wahnsinniges Geschenk. In dieser Umgebung gelingt es uns immer wieder, einzigartige Geschichten zu erzählen. Wir hatten drei Mal Olympische Spiele, sind Austragungsort von alpinen Weltmeisterschaften, haben die weltweit einzige Natureisbahn der Welt, den Cresta Run. Wir haben Pferderennen und Polo auf einem gefrorenen See und vieles mehr. Wo gibt es diese Einzigartigkeit schon?

Aber unsere zentrale Frage ist, wohin wollen wir uns mit der Marke St. Moritz entwickeln. Den Spagat zwischen Tradition und Innovation müssen wir machen. Innovationen und Pioniertaten haben St. Moritz weltbekannt gemacht. Diesen Spirit müssen wir wieder stärker in den Fokus stellen und neue Geschäftsfelder mit innovativen Produkten, Angeboten und Events erschliessen. 

Gibt es ein konkretes Projekt oder Ziel?
Wir sind gerade dabei, die Tourismus- und Markenstrategie zu überarbeiten. Schlagwörter hierzu sind u.a. die Digitalisierung oder die sogenannte next Generation. Auch PluSport ist Teil dieser strategischen Überlegungen. Nach zehn Jahren enger Zusammenarbeit ist es legitim, dass wir uns die Fragen stellen: Wie geht es weiter, welche Ziele und Visionen wollen wir die nächsten Jahre gemeinsam verfolgen?

Was bedeutet für Sie Integration/Inklusion, was verstehen Sie darunter?
St. Moritz ist ein Ort, wo sich Menschen mit Respekt und Toleranz begegnen. Unabhängig ihrer Herkunft, Kultur und Sprache. Dazu gehören alle, auch Menschen mit einer Behinderung. Das zeichnet St. Moritz aus; alle Anspruchsgruppen haben Platz und dieser Mix ist sehr bereichernd. Ein interessantes Detail auch zu unseren Gästen und zu den Einwohnern: Zwei Drittel unserer Gäste sind aus dem Ausland - und 40 Prozent unserer Einwohner haben einen internationalen Hintergrund. Das ist spannend und nicht zu vergleichen mit anderen Bergdörfern. Ja, St. Moritz ist ein Bergdorf mit nur 5'000 Einwohnern.

Für uns ist es selbstverständlich, dass wir gegenüber der Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Nicht nur was die Infrastrukturen vor Ort betrifft. Wir feierten diese Wintersaison das 10jährige Jubiläum mit PluSport. In St. Moritz wurden die Para Sport Bobrennen erstmals durchgeführt - und nicht zuletzt bildet die Schweizer Skischule St. Moritz seit über 30 Jahren Blinden-Skilehrer aus. Inklusion ist also bei uns nicht nur eine Worthülse.

Welcher Stellenwert hat für Sie die Partnerschaft mit PluSport?
Für St. Moritz ist diese Partnerschaft sehr wichtig. Ansonsten hätten wir kaum ein 10-jähriges Jubiläum J.

Skifahren an sich hat für uns einen sehr hohen Stellenwert und für uns ist die ganzheitliche Partnerschaft sehr befruchtend. Sie ist offen und transparent und ich hoffe, dass sie noch lange so weitergeht.

Wie haben Sie den diesjährigen Para-Alpine Skiing World-Cup erlebt?
Die Vorzeichen waren sehr schwierig und es war nicht selbstverständlich, dass wir den Para-Weltcup so durchführen konnten. Ich bin glücklich, dass wir letzten Dezember auch wieder einen World Cup veranstalten durften. Und ganz ehrlich: Ich bin immer wieder tief beeindruckt von diesen Leistungen. Was die Athletinnen und Athleten zeigen, ist wirklich unglaublich. Einmal musste ich wirklich genau hinschauen, ob das jetzt nicht ein Vorfahrer ist. Zwei Tage lang habe ich im Ziel die Atmosphäre genossen. Man fühlt sich wie in einer grossen Familie, wo jeder dem anderen hilft.  Auch bei der Siegerehrung auf dem Dorfplatz, direkt vor unserem Büro. Das ist sehr beeindruckend.

Was wünschen Sie sich noch bei der Zusammenarbeit mit PluSport?
Nach zehn Jahren müssen wir gemeinsam neue Impulse geben. Das ist mein Hauptanliegen. Wir wollen in den nächsten Jahren einen Meilenstein im Behindertensport setzen. Aber nur gemeinsam sind wir erfolgreich.