Die vollständigen Interviews:

Personalien
Name: Patrick Nöthiger
Alter: 38
Wohnort: Lenzburg
Beruf: Unterhaltspraktiker

Du hast vor 3 Wochen den Ironman Rapperswil erfolgreich absolviert. Dazu erst einmal eine herzliche Gratulation.

Wie stolz bist Du auf diesen Erfolg und Deine Leistung?

• Ich bin sehr stolz auf diese Leistung und Erfolg und es bedeutet mir sehr viel. Vor allem, dass ich es unter 6 Stunden ins Ziel schaffe, hätte ich nie für möglich gehalten und war für mich einfach nur unglaublich. Es ist für mich persönlich auch ein schöner Lohn für die harte Trainingsvorbereitung und meinen unermüdlichen Durchhaltewillen.

Hast Du auch mal daran gezweifelt, es zu schaffen?

• Es war so, dass ich diesen Ironman 70.3 von Anfang an, seit ich mich für dieses Projekt entschieden habe, unbedingt schaffen wollte und jeden Tag davon geträumt habe. Ich konnte mir nur sehr lange nicht vorstellen dass ich konditionell jemals auf so einem hohen und harten Level trainieren konnte, was für das Bestehen eines Ironman 70.3 erforderlich war. Vom Januar weg habe ich durch die stetig strengeren und intensiveren Trainings immer mehr an meine Chance geglaubt, es zu packen.  

Was war die grösste Herausforderung beim Triathlon?

• Die grösste Herausforderung war ganz klar das Schwimmen, welches für mich zu Beginn absolutes Neuland war. Ich musste Grundtechnik von Anfang an zuerst erlernen, bevor ich den Fokus beim Schwimmtraining auf die Ausdauer und die Geschwindigkeit legen konnte.

Wie wichtig waren die Erfahrungen aus den vielen never walk alone-Läufen, welche Du schon bestritten hast?

• Sehr wichtig. Da Laufen meine Paradedisziplin im Triathlon ist, konnte ich von den never walk alone-Läufen sehr profitieren. Als ich mich für dieses Projekt entschieden habe, war ich noch nie einen Halbmarathon (21.1 km) gelaufen, obwohl diese Distanz ein Teil des Ironman 70.3 war. Am 31. Oktober 2021 konnte ich dank PluSport zum ersten Mal einen Halbmarathon am Swiss City Marathon in Luzern in der Kategorie never walk alone laufen, welcher mit einer super Zeit von 1:37.03 zum persönlichen Highlight des Jahres wurde.

Hast Du ein Statement/Motto?

• Mein Motto lautet 'Höre nie auf deinen Traum zu leben'.

Was spricht für das Projekt never walk alone?

• Never walk alone ist ein super Projekt für Laufbegeisterte und Sportler:innen, welche den Einstieg in die Welt des Laufsports wagen möchten.

Was bedeutet für dich never walk alone in Bezug auf Deinen Alltag?

• Never walk alone bedeutet für mich, dass es mir viel mehr Freude bereitet, in einer gleichgesinnten Gesellschaft zu laufen als für mich alleine.

Wie sieht deine Vorbereitung vor einem never walk alone- Lauf aus?

• Ich trainiere 2 Mal wöchentlich mit meinem Verein BSC Wohlen-Lenzburg. Da wir den ganzen Frühling und Sommer über Leichtathletik machen, ist das für mich die beste Vorbereitung für einen never walk alone-Lauf.

Hilft never walk alone Barrieren abzubauen oder zu überwinden? Oder was braucht es dazu?

• Ja, absolut. Es ist ein sehr gutes Projekt, welches auch Sportler:innen mit einem geistigen oder körperlichen Handicap eine Plattform ermöglicht, an offiziellen Laufsportanlässen teilzunehmen. 
   

Personalien
Name: Margrit Heusler
Alter: 76
Wohnort: Sursee
Beruf: Pensioniert

Seit vielen Jahren bist Du eine enthusiastische Sportlerin und an never walk alone-Läufen dabei.

Was bedeutet der Sport für dich und dein Leben?

• Er bedeutet mir alles! Speziell oder Hauptsächlich für meine Gesundheit. Es bedeutet für mich Freiheit, Bewegung und Begegnungen mit Gleichgesinnten.

Wieviel Sport treibst Du und was machst Du alles?

• Ich trainiere täglich mal im Rollstuhl über den Asphalt oder im Wasser viele Kilometer. Ich nehme gerne an Breitensport-Anlässen wie Seeüberquerungen oder Volksläufen teil; überall dort, wo es für mich als Rollstuhlfahrerin möglich ist. Natürlich bin auch immer gerne am PluSport-Tag in Magglingen oder am Sporttag von ProCap in Tenero.

2022 werden am SwissCityMarathon Lucerne zum ersten Mal Rollstuhlfahrer:innen zugelassen – was bedeutet das für Dich?

• Für mich als Luzernerin ist es eine sehr grosse Freude, endlich teilnehmen zu können. Ich war immer traurig, dass Rohlstuhlfahrer:innen von diesem tollen Anlass ausgeschlossen waren, aber nun trainiere schon ganz fleissig um Ende Oktober fit zu sein für die Premiere.

Wenn sich ein Guide für Deine Begleitung interessiert – was sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme?

• Auf der einen Seite muss der Guide gut trainiert und vorbereitet sein. Wichtig ist, dass er ein ausgeprägtes Gefühl und Sensibilität für mögliche Hindernisse oder Gefahren hat und diese auch vorausschauend erkennt. Aber die Hauptsache ist die Freude am gemeinsamen sportlichen Erlebnis.

Was spricht für das Projekt never walk alone?

• Je mehr Veranstalter sich auf never walk alone einlassen desto mehr Läufe werden barrierefrei.

Wie sieht deine Vorbereitung vor einem never walk alone-Lauf aus?

• Neben dem Training muss ich mich akribisch auf die Anreise vorbereiten und Abklärungen treffen. Leider ist es für Rollstuhlfahrer:innen immer noch schwierig alleine mit den öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs zu sein. Speziell wenn ich an einem kleineren Bahnhof umsteigen muss. Spontan ist es gar nicht möglich.

Hilft never walk alone Barrieren abzubauen oder zu überwinden? Oder was braucht es dazu?

• Es hilft auf jeden Fall. Die anderen Sportler:innen anerkennen unsere Leistung und feuern uns an. Manchmal stören mich die Läufer mit den Kopfhörern, die nicht reagieren, wenn ich sie überholen möchte, das kann heikle Situationen geben. Da könnte man vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit erschaffen.

Personalien
Name: Chantal Cavin
Alter: 44
Wohnort: Bern
Beruf: Kauffrau/ Mitglied der GL bei Maru Dojo, Sportlerin, Botschafterin und Projekt Mitarbeiterin PluSport

Du bist sowohl als never walk alone-Läuferin wie auch Projektmitarbeiterin für PluSport unterwegs. Mit der Premiere als erste blinde Läuferin am Jungfrau Marathon 2021, hast du neue Massstäbe gesetzt.

Wie wichtig ist es dir, Grenzen auszutesten und neue Wege zu gehen?

• Es macht mir viel Spass Grenzen zu verschieben oder aufzuzeigen, dass es keine oder wenige Grenzen geben sollte. 

never walk alone ist in vielerlei Hinsicht ein Vorzeigeprojekt – was findest du, sind die wichtigsten Aspekte?

• Das gemeinsame Sport treiben mit und ohne Behinderung. Aufzuzeigen, dass alle Sportler:innen das gleiche Interesse/ Leidenschaft haben. 
• Schön zu erleben ist, dass Veranstalter und Sportler:innen sehr offen sind gegenüber never walk alone. 

Wie gut ist der Behindertensport in den Laufveranstaltungen integriert? Wo besteht noch das grösste Entwicklungspotential?

• Die Integration ist in den letzten Jahren durch nwa sehr positiv gewachsen. Potential sehe ich noch bei der Erschaffung der Reglemente im Laufsport, dass die Integration auch fix eingeschlossen und geregelt wird. 

Was empfiehlst du Menschen mit einer Beeinträchtigung, die bis heute nicht nicht den Mut hatten, sich zu einem nwa-Lauf anzumelden?

• Mit PluSport Kontakt auf zunehmen und die Bedenken ansprechen. Meistens finden wir eine Lösung und die Teilnahmen bei nwa Läufe können dann einen riesiges Erlebnis werden. Motivation für weiter zu trainieren und fit zu bleiben. 

Wenn sich ein Guide für deine Begleitung interessiert – was sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme?

• Ich unterscheide in Wettkampf-/ Tempolauf-Guides oder Trainingsguides für ruhige Läufe. Hauptsächlich müssen sie die Leidenschaft zum Laufsport teilen, Fit sein, interessiert sein für zwei Leute zu schauen und gemeinsam zu trainieren. Bei den Wettkampfguides muss das Tempo stimmen. D.h. idealerweise 20% schneller als meine Laufzeit. So dass er ohne Sauerstoffmangel konzentriert guiden und kommunizieren kann. 

Was spricht für das Projekt never walk alone?

• Bestehende Läufe integrativ zu machen. Laufbegeisterte mit und ohne Behinderung haben das gleiche Interesse. Laufen zu können und Spass zu haben. 

Was bedeutet für dich never walk alone in Bezug auf Deinen Alltag?

• Ich bin eine Läuferin und habe Spass am Projekt. Wäre aber auch ohne never walk alone am Laufen. 

Wie sieht deine Vorbereitung vor einem never walk alone-Lauf aus?

• Je nach Lauf mache ich den Lauf aus dem Training oder mit 12 Wochen Vorbereitung (Marathon). 

Hilft never walk alone Barrieren abzubauen oder zu überwinden? Oder was braucht es dazu?

• Bin mir sicher, dass never walk alone beidseitig Barrieren abbaut. Veranstalter und Läufer:innen mit oder ohne Behinderung. Offenheit von allen Seite, was ich auch so erlebe. 

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