Sportclubs

Endlich wieder Torball

Schweizermeisterschaft in mit starken Gästen aus dem nahen Ausland.

Am Samstag, 14. Mai 2022, konnte in Bad Ragaz nach langer, sehr langer Zeit endlich wieder eine Schweizermeisterschaft im Torball stattfinden. Als um 9:00 die ersten Spiele eröffnet wurden, waren nicht nur die Spieler und Spielerinnen heiss.

Bei den Frauen war die lange Pause nicht nur dem Coronavirus geschuldet. Weil es aktuell in der Schweiz einen akuten Mangel an Damenteams gibt, mussten bereits zwei Meisterschaften vor dem Ausbruch von Covid abgesagt werden. Heuer fand nun endlich wieder eine Damenmeisterschaft statt. Die STBV entschied sich dazu, ausländische Mannschaften einzuladen, damit die heimischen Frauen wieder eine Bühne vorfinden konnten, um ihr Können zu präsentieren. Am Start waren folgende 5 Teams: aktueller Meister-TB Glarus 11 (Schweiz), TC Heidiland (Schweiz), Bozen (Italien), Hoffeld (Deutschland) und Vorarlberg (Österreich). Zunächst wurde eine einfache Qualirunde (jeder gegen jeden), nach der sich die besten 4 Mannschaften für das Halbfinale qualifizierten, gespielt. In dieser Vorrunde wussten die Frauen aus Italien zu überzeugen. In der Offensive ballerten sie ihren Gegnerinnen die Bälle um die Ohren und in der Defensive machten sie ihre Schotten dicht. So war es nicht verwunderlich, dass sie bis zum Halbfinale keinen Punkt abgeben mussten. Auf Platz 2 folgten die Frauen aus dem Zigerschlitz. Diese konnten das Duell der Schweizerinnen (Glarus vs. Heidiland) mit einem Schützenfest (9:5) siegreich für sich gestalten. Der Meistertitel war nach dem Round Robin schon an Glarus vergeben, da Heidiland auf Platz 5 stehen blieb. In den KO- Spielen kam es dann zu folgenden Begegnungen: Bozen vs. Hoffeld und Glarus vs. Vorarlberg. In diesen setzten sich dann die besser klassierten Teams durch. Bozen gewann wie erwartet sehr deutlich mit 9:0 gegen Hoffeld. Überraschend war hingegen das Resultat in Halbfinale Nummer 2. Glarus setzte sich gegen Vorarlberg überraschend deutlich mit 7:2 durch. In den Gruppenspielen mussten sie sich den Österreicherinnen noch beugen (6:7 Niederlage). Im Finale traf nun also der Favorit aus Bozen auf die bösen Drachen aus dem Glarnerland. In der ersten Halbzeit tanzte der Ball nur nach den Flöten der Italienerinnen. Die Frauen aus Glarus hatten nicht mal den Hauch einer Chance und waren somit mit dem 3:1 Pausenrückstand noch gut bedient. Für Halbzeit zwei hiess es für Glarus nun also <<all-in>>. Die Taktik wurde angepasst und die leeren Energiereserven wurden nochmals gefüllt. Und nun legten sie los wie die Feuerwehr und machten ihrem Spitznamen alle Ehre. Als noch 1 Minute auf der Matchuhr stand, lagen die Glarnerinnen bereits mit 4:3 in Front. Der Sieg war also zum Greifen nahe. Betonung auf war, denn Bozen gelang Sekundenbruchteile vor Schluss der Ausgleich (4:4). Das dramatische und nervenaufreibenden Finale ging also in die Verlängerung. In dieser ging Bozen abermals in Führung. 1 Minute vor Ablauf der Verlängerung gelang dann aber den feurigen Drachen ein Doppelschlag, auf den die Italienerinnen keine Antwort mehr hatten. Der Siegerpokal wanderte also an diesem Abend nach Glarus. Herzliche Gratulation an die Siegerinnen und vielen Dank an die Mannschaften aus dem Ausland. Ihr wart eine super Ergänzung.

Im Herrenturnier zeigte sich eine andere Ausgangslage. Bei der Meisterschaft der Männer waren 7 Teams am Start: Der aktuelle Schweizermeister TB Glarus 11, der Gastgeber TC Heidiland, TG Amriswil 1, TG Amriswil 2, BSC Zürich, TCB Basel und SBV Bern. Der Meister wurde in einer einfachen Runde (jeder gegen jeden) gekürt. Die Mannschaft, die am Abend am meisten Punkte aufzuweisen vermochte, war also Schweizermeister. Im ersten Spiel des Tages trafen die Drachen aus dem Zigerschlitz auf die Löwen aus Zürich. Weil sich aber kein Team seinem Namen alle Ehre machen wollte oder konnte, endete diese Spiel mit einem leistungsgerechten Unentschieden (1:1). Für die Stadtglarner schien der Start noch mehr in die Hose zu gehen. Im Spiel gegen die Berner gerieten die erfolgshungrigen Glarner rasch mit 0:2 ins Hintertreffen. Nach einem Timeout ging aber ein Ruck, oder wie man in Glaris sagen würde <<en Füh>>, durch die Mannschaft. Sie spuckten nun mit Feuer und liessen dem Gegner keine Chancen mehr. Es resultierte ein deutlicher 6:2 Sieg. Mittlerweile waren der Lokalmatador aus Heidiland und der TCB Basel (ein weiterer Anwärter auf den Titel) in das Turnier gestartet. Diese trafen in ihrem ersten Spiel aufeinander und trennten sich nach einem Last-Minute-Goal von Heidiland unentschieden (3:3). Die Glarner hatten sich unterdessen nach zwei unnötigen Niederlagen (1:3 Amriswil 1 und 2:3 Heidiland) aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet. Kurz darauf geriet auch der Motor vom Lokalmatador ins Stocken. Bei einem 3:3 gegen Bern und einer Niederlage gegen Amriswil 2 (3:4) gingen 3 wertvolle Punkte verloren. Auch bei Basel lief an diesem Tag nicht alles rund. Nach einem 3:3 Unentschieden gegen Zürich begann bei ihnen das Zittern. Schlussendlich liessen sich die Basler die Butter aber nicht mehr vom Brot nehmen. Sie beendeten den Turniertag mit einem Stängeli gegen Amriswil 1 (10:1 Sieg). Somit wandert die Meisterschale zum insgesamt 9-mal nach Basel. Herzliche Gratulation.

Im Namen der STBV danken wir den Organisatoren des TC Heidiland, den Schiedsrichtern, den Funktionären und allen sonstigen Helfern recht herzlich. Es war ein supertoller Anlass und auch war es uusinnig schüü, alle Totballfreunde mal wieder beisammen zu haben.
 

Schlussranglisten Torball-Schweizermeisterschaften 2022 in Bad Ragaz

Damen

1. TB Glarus 11
2. BSSG Bozen
3. Hochfeld Stuttgart
4. Vorarlberg
5. TC Heidiland

Herren

1. TCB Basel 10 Pkt.
2. TC Heidiland 8 Pkt.
3. TG Amriswil 2 6 Pkt.
4. BSC Zürich 6 Pkt.
5. SBV Bern 5 Pkt.
6. TB Glarus 11 5 Pkt.
7. TG Amriswil 1 2 Pkt.

 

Zum STBV

Die Abkürzung STBV steht für die Schweizerische Torballvereinigung. In diesem Verband wird das Torballgeschehen der Schweizer Torballklubs geregelt, die im Moment leider vorwiegend im Osten unseres Landes beheimatet sind.

Was ist eigentlich überhaupt Torball?

Torball ist ein Mannschaftssport, der ursprünglich für blinde und sehbehinderte Personen entwickelt wurde, heute aber eine inklusive Sportart ist. Dies bedeutet, dass auch sehende Personen spielen. Die Torballspielerinnen und -spieler sind ausschließlich auf ihr Gehör angewiesen. Alle tragen eine lichtundurchlässige Dunkelbrille, damit Chancengleichheit zwischen Spielern mit und ohne Sehrest besteht. Das Spielgerät ist ein akustischer Ball, der mit Glöckchen im Innern versehen ist. Durch sein Geräusch können ihn Athletinnen und Athleten jeweils orten. Ein Spiel dauert 2 x 5 Minuten. Die Zeit wird in gewissen Situationen angehalten, so z. B. nach einem Tor, bei Auswechslungen, Strafwürfen, Penalties usw.

Das Torballfeld hat Abmessungen von 7 x 16 m, wobei die 7 m lange Grundlinie zugleich die Torlinie darstellt. Das Tor hat eine Höhe von 1.30 m. Vor beiden Toren befinden sich die Mannschaftsräume von 6 x 7 m, in denen sich die Aktiven aufhalten und die sie nicht verlassen. Die Mannschaftsräume sind gegen vorne durch die 40cm hohen, quer über das Spielfeld gespannten und mit Glöckchen versehenen Leinen begrenzt. Eine gleiche dritte Schnur ist analog zu den beiden andern über die Mittellinie gespannt. Der Ball darf die drei Leinen weder berühren noch überspringen. Die drei vor dem Tor angebrachten Teppichmatten dienen den Spielerinnen und Spielern zur räumlichen Orientierung. In einer Mannschaft sind maximal drei SpielerInnen auf dem Spielfeld im Einsatz. Sie halten sich in ihrem Mannschaftsraum auf. Sie sind einerseits Verteidiger, umgehend aber auch Angreifer.

Der Spielgedanke besteht darin, dass die angreifende Mannschaft versucht, den 500g schweren Ball mit der Hand unter den Leinen hindurch, an der abwehrenden Mannschaft vorbei ins Tor zu spielen. Die verteidigende Mannschaft bemüht sich, den Ball abzuwehren, um dann sofort selber in den Angriff überzugehen und ein Tor zu erzielen. Der Ball muss spätestens acht Sekunden, nachdem ihn eine Mannschaft unter Kontrolle gebracht hat, auf die gegnerische Seite gespielt werden.

Strafwurf:
Für einen Strafwurf des Gegners muss das Tor zu zweit verteidigt werden. Ursachen für einen Strafwurf sind u. a.: Der 4. oder jeder darauffolgende Wurf in Folge des gleichen Spielers. Berührung der Leine durch den Ball oder einen Spieler. Zeitliche Überschreitung der acht Sekunden.

Penalty:
Für einen Wurf gehen auf beiden Seiten zwei Spieler aus dem Feld. Zu Beginn der 1 zu 1 Situation befinden sich beide Spieler auf der Mittelmatte. Nach dem Pfiff des Schiedsrichters hat der Angreifer 8 Sekunden Zeit, seinen Wurf zu tätigen. Ein Penalty wird u.a. verhängt für jeden 3. Strafwurf oder eine Bankstrafe.

Welche Aufgaben verfolgt die STBV?

  • In der STBV sind, wie bereits angetönt, alle Torballmannschaften aus der Schweiz vereinigt.
  • Die STBV ist dafür verantwortlich, dass alljährlich die Meisterschaften im Torball (für Damen, Herren und Jugend) stattfinden. Dazu gehören das Bestimmen oder Finden eines Veranstalters und das Aufbieten der Funktionäre und Schiedsrichter. Zudem wird der Veranstalter finanziell unterstützt.
  • Sie unterstützen und finanzieren die beiden Nationalauswahlen. Der Natitrainer wird auch von der nationalen Vereinigung gestellt.
  • Eine weitere Aufgabe ist das Aus- und Weiterbilden der Schiedsrichter und Funktionäre. Hierfür werden jährlich Kurse angeboten.
  • Sie fördert den Torballsport. Zusätzlich versucht sie mit Jugendevents die jungen Leute für den Torballsport zu begeistern und zu gewinnen. Immer wieder wird das Torball an verschiedenen Schulen in der ganzen Schweiz gezeigt.
  • Die Schweizerische Torballvereinigung unterstützt zudem die nationalen Klubs bei Auslandreisen mit Spesenvergütung.
  • All diese Aufgaben erledigt die STBV dank Finanzieller Unterstützung seitens von PluSport Schweiz und dem Schweizerischen Blindenbund.

Nachwuchsprobleme in der Schweiz!

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit. Der Schweiz stand eine rosige Zukunft im Torballsport bevor. In den beiden Jugendkategorien (U14 und U20) gab es einen regelrechten <<Ansturm>>. Die Hallen waren während den Jugendturnieren jeweils prall gefüllt. Vor ungefähr 6 Jahren begann dann aber leider die Quantität der Jugendspieler- und Spielerinnen in der Schweiz zu leiden. Die Anzahl Jugendmannschaften schrumpfte derart schnell, dass auch schon bald die Qualität an den Turnieren zu leiden begann. So waren in den goldigen Zeiten immer mindestens 8+ Mannschaften pro Kategorie am Start und nun waren es plötzlich nur noch deren 5 Teams in beiden Kategorien zusammen. Was war passiert? Zunächst muss man das Nachwuchsproblem aus einem realen Blickwinkel betrachten. Zu einem gibt es die Probleme mit dem Nachwuchs in jeder Sportart einmal, nachdem der Hype verblasst. Zum anderen ist das Problem in einer Randsportart viel dramatischer. Die Torballszene in der Schweiz ist aber nicht das erste Mal mit solch einem Problem konfrontiert. So war die Schweiz eines der ersten Länder, die sehende Spieler an den nationalen Meisterschaften zu liess. Bei internationalen Meisterschaften ist es bislang immer noch so, dass bei den Spieler- und Spielerinnen eine Sehbehinderung mit gewissen Grad vorliegen muss. In der Schweiz gibt es zwei Hauptgründe für das Nachwuchsproblem.

In der Schweiz gibt es vier grosse Sonderschulen für blinde und sehbehinderte. Diese sind in Zollikofen, Zürich, Baar und Lausanne. An diesen Schulen wurde vor einigen Jahren fleissig Torball praktiziert. Ging nun ein Kind an eine solche Schule, wurde es früher oder später <<gezwungenermassen>> mit dem Torball konfrontiert. Nun ist es aber so, dass an diesen Sonderschulen neben den blinden und sehbehinderten Kinder vermehr mehrfach behinderte Kinder unterrichtet werden. Heutzutage werden die blinden Kinder häufiger in die Regelschulen integriert. So ist es für uns schwerer mit unserem Torballsport an die Kinder und dessen Eltern zu gelangen. Durch diese Gründe nimmt die Anzahl Schüler ab, die überhaupt Torball spielen können. Zudem gibt es auch im Behindertensport immer wieder andere Sportarten, die gehypt werden. So ist zur Zeit der Blindenfussball hoch im Kurs. Das Resultat ist, dass in der Schweiz immer weniger Kinder den Weg an ein Torballturnier auf sich nehmen und an diesem aktiv teilnehmen.

Wie bereits erwähnt gibt es im Nachwuchsbereich zur Zeit eine Durststrecke. Wir sind aber sehr motiviert und zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit wieder besser Zeiten auf den Torballsport zukommen werden. Nicht zuletzt, weil sich die STBV gerade die Nachwuchsförderung gross in die Agenda geschrieben hat und so, den Clubs zu neuen Spielern verhelfen will. Ob es gelingt wirtd die Zukunft zeigen!