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Aus dem Tief an die Spitze

Ein eindrückliches Referat der blinden Mehrfach-Schwimmweltmeisterin und PluSport-Botschafterin Chantal Cavin, das bewundernswerte Wanderprojekt in Nepal einer PluSport-Gruppe und ergebnisreiche Workshops liessen die Entwicklungskonferenz vom Samstag im Flug vorbeigehen.

hangemanagement war das Motto der diesjährigen EK – Veränderungen und wie man damit umgeht, wie man sie anpackt, damit man zu neuen Zielen kommt. Die Geschäftsstelle in Volketswil hat sich einiges zum Thema einfallen lassen, um mit Geschichten, Referaten und aktiver Teilnahme der Sportclub-Vertreter, die aus der ganzen Schweiz angereist waren, einen ereignisreichen Tag in Ittigen zu bieten.

«Chum jetze!»
Hans Lichtsteiner, Lehrgangsleiter am VMI, gut bekannter EK-Moderator und Vorstandsmitglied von PluSport, leitete sein Referat mit einem Video mit Roger Federer ein. Ausschnitte aus fantastischen Spielsequenzen mit Roger-typischem Ausruf: Das Tenniswunder pusht sich bei seinen Partien oft selbst mit «Chum jetze!» Eine Motivation, die einem dazu bringt, jetzt anzupacken, was es anzupacken gilt. Hans Lichtsteiner forderte die Anwesenden auf, zu notieren, was ihre momentanen Tasks seien – Dinge, die sie in ihrem Club mit dem Spruch «Chum jetze!» anpacken würden. Nach einer Viertelstunde konnten zahlreiche Zettel an die Pinwände gesteckt werden; es gibt also genug zu tun!

Die notierten Tasks wurden fast alle einem dieser vier Themen zugeordnet: Club-Mitarbeit, Mitgliederstruktur, Finanzen und Kooperationen&Netzwerk. Die Teilnehmer der EK meldeten sich für eines dieser Themen, welche in den Workshops am Nachmittag diskutiert werden sollten.

Nie zufrieden – trotzdem startklar
Chantal Cavin, Paralympionikin, mehrfache Weltmeisterin und Weltrekordhalterin im Schwimmen, erfolgreiche Triathletin und ehrgeizige Marathonläuferin überzeugte die Teilnehmer im Saal mit ihrer eindrucksvollen Geschichte. Schon immer sportbegeistert und ambitioniert, war Schwimmen ihre erste paralympische Disziplin. Sie war nie zufrieden mit ihrer Leistung, es müsse noch mehr gehen, war immer ihr Gedanke. Und trotzdem musste sie am Start bei Wettkämpfen überzeugt sein, dass sie gut genug für die Spitze war; dass sie es schaffen würde. Eine schwierige Situation, auch heute noch. Die Aluminiumstange, eine Orientierungshilfe für sehbehinderte Schwimmer fürs Wenden, traf sie irgendwann am Ohr und ihr Trommelfell platzte. Ihr Gleichgewichtsgefühl im Wasser konnte auch mit Operationen nicht wiederhergestellt werden. Sport war für Chantal aber zu wichtig, also raffte sie sich auf und begann mit Triathlon. Das Schwimmen war dort für sie machbar – der Ironman auf Hawaii ihr Ziel. Sie nahm erfolgreich an zahlreichen Triathlons teil, bis ihr ein Schiedsrichter in Frankreich trotz positiver Vorabklärung den Start verweigerte, weil Guides als Hilfsmittel gewertet wurden. Eine Reise mit 6 Staffmitgliedern nahm ein abruptes Ende. Chantal war frustriert und verärgert, aber nur kurzzeitig im Tief. Sie meistert Tiefs mit Läufen und herausfordernden Tandemfahrten quer durch die Schweiz und Europa. So fasste sie neuen Mut; heute nimmt sie an Marathons teil und ist wieder vorne mit dabei mit Guides, die hier erlaubt sind. Sie habe Feuer und ihr Motto ist sinnstiftend für Changemanagement und Herauskommen aus Tiefs: «Lache nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht, er könnte Anlauf nehmen.»

Shangri-La – ein mutiges Wanderprojekt von Sport Handicap Fribourg
Die Expedition, die im Oktober 2019 drei Wochen dauern soll, wird eine Gruppe von 10 bis 12 Menschen mit Behinderungen in eine Region des Himalaya-Nepals bringen. Die Trekker werden von einer Gruppe aus Leitern, Ärzten und qualifizierten Guides begleitet, mit denen sie die Expedition vorbereitet und 3 Jahre lang trainiert haben. Vor Ort wird die Gruppe von einem Team von lokalen Führern und Trägern begleitet. Die Reiseroute wird unter Berücksichtigung der Vorbereitung und der Fähigkeiten jedes einzelnen Expeditionsteilnehmers gestaltet.

Sport Handicap Fribourg präsentierte beim Apéro an der EK die eindrückliche Mission und Präsident Hans Zurkinden brachte die Ideenstifter Christiane und Marco Lepori ebenso mit wie zwei Teilnehmer, die sich zu ihrer Motivation äusserten, an diesem herausfordernden Projekt mitzumachen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von Sport Handicap Fribourg.

Vier Themen in ergebnisreichen Workshops
Während des allseits gelobten Mittagessens wurden die Teilnehmer den Workshopgruppen zugeteilt; um 14.00 Uhr starteten die Diskussionen. Wie bringt man Sportler zur regelmässigen Teilnahme am Sportunterricht? Wo und wie können wir mehr Geld generieren? Wie können wir der Überalterung entgegenwirken, sei es im Vorstand oder bei den Sportlern? Wen könnten wir anfragen, um Projekte aufzugleisen und durchzuführen? Es zeigte sich in den Diskussionsgruppen, dass der Austausch unter den Sportclubs wichtig und hilfreich ist.  Das «Wie machen es die anderen?» brachte hier und dort auf eine Idee, die im eigenen Club auch ausprobiert werden könnte. Auch die Unterstützung der bewährten PluSport-Moderatoren war sehr wertvoll, konnten sie doch den Begriff Changemanagement für den Sportvereins-Betrieb «übersetzen» und aufzeigen, wie man diese Prozesse führen kann.

Drei Sorten von Verbänden
Fredi von Gunten teilte zum Abschluss der Konferenz seine Einschätzung mit den Anwesenden, die er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit Sportverbänden habe. Es gäbe davon drei Sorten: Die geerdeten, gut geführten, die aus Krisen gestärkt herausgehen. Solche, die auf Trendwellen mitreisen, dann aber Mühe haben, alleine weiterzubestehen. Und solche, die latent in der Krise stecken und sich in ihrer Unzufriedenheit suhlen. PluSport gehöre zur ersten Kategorie, sei neugierig auf Neues, habe ein offenes Klima des Vertrauens, und das hänge ab von den Personen, die hier mit dabei seien.

Und so endete die flugs vergangene EK auch mit Erkenntnissen, die jeder mit nachhause nehmen konnte wie «Nichts tun ist keine Option», «Wer fängt an? Ich!» oder eben «Chum jetze!».