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Die Para-Leichtathleten konzentrieren sich auf die Tokio-Qualifikation

Der Lockdown und die Verschiebung der Paralympics ins Jahr 2021 sind für die PluSport Para-Leichtathleten auch eine riesige Chance. In den Kadern gibt es einige Athleten, die eine weitere Saison Zeit bekommen, um noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Zahlreiche Athleten starten am 9. August in Nottwil

Erfahrungen sammeln, besser werden, in der Weltrangliste aufsteigen, Verletzungen auskurieren oder Materialanpassungen vornehmen: Die Verschiebung der Paralympics hat für die PluSport-Athleten auch Vorteile.

Als es im Juni mit den ersten Wettkämpfen wieder losging, hiess es auch wieder Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Dies gilt vor allem für die Leichtathleten auf der Bahn - nicht für die Marathonläufer. Denn bis jetzt haben keine Marathons stattgefunden.

Elena Kratter ist die Aufsteigerin
Aufsteigerin der Stunde ist die oberschenkelamputierte Elena Kratter. Für die Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Dubai wurde Elena trotz dem erreichten B-Wert noch nicht für den Grossanlass berücksichtigt. Nach dieser Enttäuschung konnte Elena durchgehend trainieren und präsentierte sich bereits im Juni in einer guten Frühform. Die Orthopädietechnikerin ist nicht nur noch nie mit so schnellen Zeiten über 100 Meter in die Saison gestartet, sondern sie erreichte durch die stetige Steigerung einen Platz in den Top sechs der Welt. Das bedeutet für Swiss Paralympics einen Quotenplatz für Tokio. Dieser Platz muss nun bis Ende März 2021 bestätigt werden. Mit der Zeit von 16,17 Sekunden, die Elena beim Meeting in Bulle gelaufen ist, wäre sie übrigens an der WM in Dubai Vierte geworden.

Die ehemalige Skifahrerin aus dem Kanton Schwyz will aber auch einen Quotenplatz im Weitsprung erobern und arbeitet intensiv mit dem mehrfachen Paralympics-Goldmedaillengewinner Heinrich Popow zusammen. Mit der idealen Einstellung der Prothese feilen die beiden vor allem an der Technik.

Noch keine Leistungssteigerung für Sofia Gonzalez
Die Westschweizerin Sofia Gonzalez startet in der gleichen Kategorie wie Kratter (T63), wurde in Dubai über 100 Meter Fünfte, konnte sich aber jetzt gegenüber dem Vorjahr noch nicht steigern. Das hat sicher damit zu tun, dass bei ihr daheim in Vevey der Zugang zu Trainingsmöglichkeiten sehr schwierig war und mit den Laufprothesen auf einer normalen Strasse gar nicht trainiert werden kann. So blieb Gonzalez das Heimtraining  - also das Krafttraining.

Tokio-Chancen für Céline van Till und Philipp Handler
Die ehemalige Reiterin Céline van Till ist ebenfalls froh, dass die Paralympics verschoben wurden. Nur so kann die 29-jährige Athletin (Kategorie T36, Koordinationsstörung) vor den Spielen noch genügend Wettkampferfahrung sammeln und ihre Bestleistungen über 100 und 200 Meter verbessern.

Auch gute Chancen rechnet sich Philipp Handler aus. Der Sehbehinderte Routinier strebt nach London 2012 und Rio 2016 seine dritten Paralympics an. Allerdings hat sich das Weltniveau im Sprint in den vergangenen Jahren deutlich verbessert und Handler muss persönliche Bestleistungen laufen, um erfolgreich zu sein. Philipp lief in der ersten Saisonhälfte in Bulle 11,29, blieb 16 Hundertstelsekunden über seiner persönlichen Bestzeit.

Abassia Rahmanis Trainingsrückstand
«Ich hätte dieses Jahr keine Chance gehabt, an den Paralympics zu starten», beurteilt Abassia Rahmani, die Viertplatzierte über 200 Meter von Rio 2016 ihre Situation. Eine Verletzung vom Januar hielt sich hartnäckig. Obwohl die beidseitig unterschenkelamputierte Profi-Athletin im Frühling fast beschwerdefrei trainieren und ihre Kraftwerte deutlich verbessern konnte, fehlten ihr die Sprints auf den Blades. Durch den Lockdown verschob sich auch ihr Vorhaben, ihre Prothesen komplett neu aufzubauen. Das hat die Winterthurerin jetzt in Zusammenarbeit mit dem deutschen Weitspringer Markus Rehm nachgeholt. Jetzt passen die Blades ideal und sie darf gespannt sein auf ihren Saisoneinstand.

Schwierige Situation für die Marathonläufer
Weniger gute Perspektiven bieten sich den Marathonläufern.

Christoph Sommer (unterarmamputiert) und Francisco Taboada (blind). Fast alle ihre Veranstaltungen sind verschoben oder abgesagt. Es ist unklar, ob sie überhaupt noch eine Chance erhalten, sich für Tokio zu qualifizieren. Christoph nimmt im Herbst an einem Halbmarathon in Sarnen teil, Francisco trainiert an seiner Schnelligkeit und startet diesen Sommer auf der Bahn über 5000 Meter.

Im Rahmen der Nachwuchs-Schweizermeisterschaften werden am Samstag, 9. August Elena, Sofia, Abassia, Celine und Phlipp in Nottwil an den Start gehen. Es ist der einzige «World Para Athletics-Wettkampf. Die Tartanbahn in Nottwil zählt zu den schnellsten der Welt und es geht bei allen fünf Athleten darum, ihre eigenen Rekorde zu verbessern.