Bericht: Hansueli Steiger, Der Rheintaler
Montagabend. In der Widnauer Aegetenhalle treffen sich, wie alle 14 Tage, die Fussballerinnen und Fussballer von PluSport Rheintal zum Training. Stolz zeigen die Sportlerinnen und Sportler mit geistigen, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen ihre Trainingsanzüge mit den Logos des FC Widnau und von PluS. Die Begrüssung der Teilnehmenden mit dem Betreuerstab ist herzlich. Sie kennen, schätzen und vertrauen sich. Eine der Betreuerinnen ist Livia Federer. Seit dem 1. Januar 2021 ist sie bei PluSport. Zwischen 2021 und Sommer 2024 war sie Hilfsleiterin im Kinderschwimmen und seit 2022 gehört sie auch bei den Kickerinnen und Kickern zum Leiterteam. Letzten Sommer übernahm sie die Hauptleitung im Kinderturnen. «Schon beim Schnuppern war ich begeistert.»
«PluSport ist bei uns zu Hause immer wieder ein Thema», sagt Livia Federer. Das ist kein Wunder: Durch Doris, ihre Mutter, die seit 2020 im Vorstand dabei ist, und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Mara, die mit Trisomie 21 zur Welt kam und seit 2018 Aktivmitglied ist, kam sie früh mit PluSport in Berührung. Einige Monate nach ihrem Beitritt erzählte Doris ihrer Tochter, im Kinderschwimmen werde Unterstützung gesucht. Livia Federer sagt: «Ich habe mich umgehend gemeldet. Schon beim Schnuppern war ich begeistert. Ich wusste sofort, dass ich gern ein Teil davon sein möchte.» Präsidentin Simone Michlig sagt über die Berneckerin: «Auf sie können wir uns jederzeit verlassen. Sie ist äusserst engagiert, hat einen hervorragenden Umgang mit unseren Mitgliedern und fühlt sich PluSport stark verbunden. Für ihr junges Alter ist das besonders beeindruckend.»
«Die Arbeit bei PluSport ist unglaublich bereichernd.» Livia Federer betrieb zwölf Jahre auf hohem Level Rhythmische Gymnastik. «Darum weiss ich, wie viel der Sport einem geben kann. Die Möglichkeit, sich zu entwickeln, Erfolge zu feiern und Teil einer Gemeinschaft zu sein, ist unglaublich wertvoll. Hier habe ich gemerkt, es geht nicht um Perfektion, sondern um Spass. Die Erfahrung hat meinen Blick auf den Sport verändert. Lachen gehört genauso dazu wie die Bewegung.» Ihr Einsatz für PluSport beschreibt sie so: «Es ist unglaublich bereichernd.» Livia Federer sagt, die Arbeit zeige immer wieder, wie wichtig es sei, sich über kleine Dinge im Leben zu freuen. «Oft sind wir viel zu kritisch und regen uns über Sachen auf, die gar nicht wichtig sind.» Und auch die Zusammenarbeit im Team bereitet ihr Freude. «Man kann sich auf jede und jeden verlassen und immer um Rat und Unterstützung fragen. Dieses starke Miteinander macht die Arbeit schöner und zeigt eindrücklich, wie wertvoll ein gutes Team ist.» Die Frage, ob sie von einem speziellen Moment berichten könne, beantwortet Livia Federer so: «Es gibt unzählige.» Eine Geschichte hat sie aber besonders berührt: «Vor Kurzem hat ein Junge mit ASS - einer AutismusSpektrum-Störung - zum ersten Mal mit mir gesprochen. Das war ein sehr schöner Augenblick, weil ich weiss, wie viel Überwindung dies für ihn bedeutet.» Die Freude an Wettkämpfen und an Rangverkündigungen in den Gesichtern zu sehen, sei unbezahlbar. Besonders seien auch Momente, in denen Sportlerinnen und Sportler ihre Dankbarkeit zeigen, sei es durch ein «Danke», eine Umarmung oder einfach durch pure Begeisterung: «Dies zeigt mir oft, worauf es wirklich ankommt.»
Federer-Doppelpack im Kinderturnen Für Livia Federer war es eine grosse Freude, gefragt zu werden, ob sie das Kinderturnen übernehme. Mittlerweile hilft auch Mara mit, die stolz ist, dass sie ihre Schwester unterstützen kann. «Sie möchte am liebsten selbst Verantwortung übernehmen. Es ist sehr schön zu sehen, wie engagiert sie dabei ist», sagt Livia Federer, die sich im zweiten Semester der Lehrerinnenausbildung befindet und Heilpädagogin werden möchte. «Im Turnen brauchen viele Kinder eine 1:1-Betreuung. Alle bei uns sind einzigartig, haben unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten. Mir ist wichtig, dass sich alle wohlfühlen und mitmachen können. Das bedeutet für mich und die anderen Leiterinnen und Leiter, dass wir manchmal spontane Lösungen finden müssen.» Auch in ihrer Freizeit spielt PluSport eine grosse Rolle: «Ich habe zwei Schulkolleginnen und meinen Freund dafür begeistert. Es ist schön, dass ich diese Aufgabe mit Menschen aus meinem Umfeld teilen kann.» Grossen Respekt hat sie davor, was die Eltern leisten: «Sie sind oft rund um die Uhr für ihre Kinder da und geben diesen unglaublich viel Unterstützung.» Es sei auch für die Eltern wertvoll, zu sehen, dass ihre Kids Spass haben und dazugehören.
«Ich wünsche, dass unsere Gesellschaft offener mit Menschen mit Beeinträchtigungen umgeht. Nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag», sagt Livia Federer. Viele Leute seien unsicher im Umgang mit ihnen, dabei brauche es wenig: «Geduld, Einfühlsamkeit und Flexibilität. Wer sich darauf einlässt, wird rasch merken, wie bereichernd die Erfahrungen und Begegnungen sind.» Es ist beeindruckend, wenn sich Menschen mit so viel Herzblut für die Inklusion einsetzen. «Sie ist äusserst engagiert, hat einen hervorragenden Umgang mit unseren Mitgliedern und fühlt sich PluSport stark verbunden.», sagt Simone Michlig Präsidentin PluSport Rheintal
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