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Der kleine weisse Ball ist Leons Welt

Erst vor wenigen Wochen debütierte der Tischtennisspieler Leon Schüep in der Para-Nationalmannschaft. Nächstes Ziel des 19-jährigen polysportiven Rieheners ist es, sich in der Weltrangliste zu klassieren, um an grossen Turnieren teilnehmen zu können.

Angefangen hat alles auf dem Pausenplatz der Grundschule. Leon Schüep spielte mit seinen Freunden in der Pause regelmässig Tischtennis. Während seine Kumpels den Schläger in einer Hand hielten und den kleinen weissen Ball schlugen, hatte Leon ihn zwischen beiden Händen eingeklemmt. Er wurde mit einer so genannten angeborenen Amputation aller vier Extremitäten geboren. «An den Händen fehlen mir mehrere Finger und die Fingerknöchel. Mein linkes Bein endet unterhalb des Knies und am rechten Bein fehlt der Fuss», beschreibt er seine Behinderung.

Trotz dieser Einschränkungen ist Leon Schüep ein begeisterter Sportler bei PluSport, spielt Schlagzeug und zeichnet für sein Leben gern. Seine Matura wird er mit dem Schwerpunktfach «Bildnerisches Gestalten» abschliessen. «Ich spiele in meiner Freizeit auch Badminton, Volleyball und Basketball und bin früher viel geschwommen», erzählt er, «Schwimmen wurde mir irgendwann zu eintönig. Beim Tischtennis hat man ein klares Ziel vor Augen. Man muss Punkte machen, um das Spiel zu gewinnen.

Seit sechs Jahren spielt er Tischtennis beim TTC Basel. Dank einer mit dem 3D-Drucker massgeschneiderten Halterung kann er den Schläger halten. Bis im Sommer wird ihm zudem eine Sportprothese angepasst. «Mit der Alltagsprothese stosse ich bei der Beweglichkeit schnell an gewisse Grenzen», erklärt er. Er ist als C-Spieler eingestuft - die Klassen reichen von A bis E - und spielt in der ganzen Schweiz Turniere gegen nichtbehinderte Spieler. «Zusätzlich gibt es noch eine spezielle Para-Klassifizierung, die sich an den Einschränkungen der Spieler orientiert.» Dank dieser Klassierung bestritt Leon Schüep im März an den Para Open in Lignano (ITA) erstmals Spiele mit der Schweizer Para-Nationalmannschaft.
 

Schüep mit Fernziel Paralympics

In Italien hat den angehenden Maturanden die Lust am Leistungssport gepackt. Nach der Matura will Leon Schüep ein halbjähriges Propädeutikum an der Zürcher Kunsthochschule absolvieren. «Danach habe ich ein halbes Jahr Pause und will in dieser Zeit vermehrt Tischtennis trainieren», sagt er zu seinen konkreten Plänen.

Seinen nächsten Einsatz für die Nationalmannschaft wird er voraussichtlich Ende Oktober in Saint-Quentin-en-Yvelines (FRA) haben. Bis dahin ist er auf der Suche nach Sponsoren und nach einem auf ihn zugeschnittenen Einzeltraining. Mit weiteren Turnierteilnahmen wird sich der Baselbieter eine Weltranglistenposition erkämpfen, die ihm noch fehlt. «Nur mit einem Ranking kann ich an Europameisterschaften oder Paralympics teilnehmen.» Die Paralympics in diesem Sommer in Paris sind noch kein Thema, aber 2028 in Los Angeles oder vier Jahre später in Brisbane könnte der kleine weisse Ball für Leon Schüep durchaus die grosse weite Sportwelt bedeuten. 

Fotos: Andrii Lukatsky


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